Tag 1
Wir starteten direkt nach dem Frühstück mit unserem lang ersehnten Roadtrip und freuten uns wie kleine Kinder an Weihnachten.
Für den heutigen Tag hatten wir eine ca. 7-stündige Strecke vor uns und hofften natürlich auf gutes bzw. trockenes Wetter. Unser Ziel lautete: Dong Van. Eine kleine Stadt, die sich im Loop befindet. Unser Hostel befindet sich ca. 8 km außerhalb.
Wir fuhren aus der Stadt Hà Giang raus und starteten so den Loop. In den Bergen waren wir noch lange nicht, stattdessen hatten wir diese um uns herum und staunten schon zu Beginn wegen der schönen Landschaften.
Nach knapp einer Stunde Fahrt, mussten wir jedoch kurz stoppen und unsere Regenponchos anziehen, da es zu nieseln begann. Sicher ist sicher. Wir fuhren weiter durch einen leichten Regen, was uns aber zunächst nicht störte. Viel schlimmer war es, dass die Aussicht sehr trüb war und uns so einige schöne Ausblicke erspart blieben. Dennoch haben wir schöne Flecken gesehen und waren total begeistert. Der leichte Regen hörte hin und wieder mal für eine Stunde auf und fing dann aber wieder an. Wir hatten uns schon daran gewöhnt. Die Strecke und die Landschaften sind einfach atemberaubend! Teilweise fuhren wir alleine auf der Strecke, manchmal kamen viele andere Zweiräder sowie Autos und Busse.
So weit so gut. Bis zum letzten Bild war noch alles schön. Was von dort aus auf uns wartete, war alles andere als lustig...
Wir bemerkten wie es immer düsterer wurde, kurz darauf begann es zu nieseln. Also stoppten wir, um unsere Ponchos anzuziehen. Nur wenige Meter weiter, gerieten wir in einen Starkregen. Es machte uns nicht aus, da wir uns sicher waren, dass es nach wenigen Kilometern wieder aufhören würde. Tja. Dem war nur leider gar nicht der Fall und es wurde immer schlimmer.
Irgendwann gerieten wir dann noch in einen Stau, wegen einer Baustelle. Die Straßen im Loop sind teilweise sehr eng, weshalb meistens keine 2 Autos aneinander vorbei passten. Hier handelte es sich um einen riesigen Bagger. Natürlich kam kein Auto an dem Bagger vorbei, weshalb wir ewig im Starkregen, zusammen mit anderen Motorrad-Fahrern, warten mussten. Irgendwann bekamen die den Verkehr geregelt und wir konnten weiter fahren.
Trotz der Ponchos waren wir beide komplett durchnässt, als hätte man uns in einen See geworfen. Wir hofften umso mehr, dass es bald zu regnen aufhört.
Total durchgefroren fuhren wir weiter durch die Berge, durch den Nebel und den endlosen Regen, bis wir erneut in einen Stau gerieten.
Dieses Mal staute es sich, da die Straße so voller Matsch und Schlamm war, dass die Autos kaum noch vom Fleck kamen. Immer wieder gerieten sie stark ins Rutschen. Da hatten wir mit den Zweirädern deutlich EINEN Vorteil. Dafür waren wir allerdings nass. Es dauerte mal wieder eine gefühlte Ewigkeit, bis sich der Verkehr rührte und wir versuchten immer wieder uns zwischen den Autos durch zu drängeln. Mit den Nerven langsam am Ende. Eigentlich wollten wir an den "nördlichsten Punkt Vietnams" fahren. Dort soll man eine Sicht bis nach China haben. Bei dem Wetter jedoch, wollten wir nur noch unsere Unterkunft erreichen. Durch den Nebel hätten wir sowieso nichts gesehen.
Irgendwann erreichten wir dann endlich die Stadt Dong Van. Wir zitterten schon am ganzen Körper vor Kälte, wussten jedoch dass die Unterkunft nur 8 km außerhalb der Stadt liegt - also? Nicht mehr lange! Das ziehen wir durch!
Wir öffneten zum 1. Mal auf diesem Trip "Google Maps" um die Unterkunft zu suchen.
Laut Google Maps müssten wir noch 40 km fahren. 40 km??!! Verdammt weit bei diesem Wetter, durch die Berge, völlig durchnässt und durchgefroren. Wir schauten erneut auf Booking.com: 8 km. Was??!! Ja was stimmt denn nun? Kurz darauf versagte das mobile Internet und wir entschieden uns einfach los zu fahren und uns durchzufragen. Eine andere Wahl hatten wir nicht. Nur schwierig, dass die Einwohner in den Bergen kein Englisch sprechen. Jede Mal wenn wir jemanden an angesprochen hatten, grinsten sie verlegen und liefen weiter. Das kann ja was werden. Wir versuchten es weiterhin lediglich mit Gesten und dem Namen unserer Unterkunft: "Pa Vi Homestay?"
Die Leute schickten uns daraufhin mit einer Geste weiter. Nun war es auch schon dunkel. Außerhalb der Stadt sogar stockdunkel. Wir fuhren weiterhin im Regen durch die Dunkelheit in den Bergen und waren die einzigen auf der Straße. Wir mussten langsam fahren, da wir kaum noch etwas erkennen konnten und neben uns der Abhang ziemlich steil und weit nach unten ging. Nach einigen Kilometern sahen wir Lichter. Wird es das jetzt endlich sein? Wir waren schon ziemlich hungrig und hatten nichts mehr bei uns. Irgendwann kamen wir dann an einem stark und bunt beleuchteten Haus an. Fehlalarm. Das war nicht unsere Unterkunft. Wir stiegen ab und fragten ein paar Leute nach unserer Unterkunft. Diese kannten den Namen jedoch nicht. Wir waren kurz davor zu verzweifeln, doch dann kam der Besitzer, der uns sagte "5 km!". Endlich!
Gerade als wir weiter fahren wollten, entdeckten wir ein Huhn sitzend auf der Straße. Plötzlich kam ein (vermutlich) Mitarbeiter auf das Huhn zu gelaufen und trat mit voller Kraft darauf. Absichtlich. Vermutlich für das Abendessen. Jana konnte gerade noch wegschauen. Nichts wie weg hier. So fuhren wir weiter durch den Regen, den Nebel, die Dunkelheit. Die Landschaft war nur grob zu erkennen. Teilweise erkannte man die Umrisse und wir vermuteten bereits dort, dass wir den schönsten Teil der Strecke verpassen würden.
Irgendwann hatten wir die 40 km geschafft. Klatschnass und durchgefroren kamen wir endlich an der Unterkunft an. Nur noch aus den nassen Sachen raus und eine warme Dusche. Blöd nur, dass die Unterkunft keinen Strom hatte. Zumindest für kurze Dauer. Laut der Besitzerin sollten wir in den nächsten Stunden wieder Strom haben. Okay. Dann eben nur umziehen und erst mal Abendessen. Total erledigt und immer noch durchgefroren, setzten wir uns auf die Veranda der Unterkunft. Als Licht diente uns eine Kerze, die auf dem Tisch stand. Die Besitzerin brachte uns nach kurzer Zeit eine Platte mit Essen. Es gab Chicken. Jana hatte es allerdings den Appetit verdorben, durch das Huhn, das vor unseren Augen aus dem Nichts getötet wurde.
Nach dem Essen gingen wir auch schon auf unser Zimmer, da auf der Veranda ein Geburtstag gefeiert wurde und wir absolut nicht in Partystimmung waren. Wir waren total erledigt und freuten uns auf das Bett.
Zu unserem Pech war die Matratze des Bettes auch noch steinhart. Und wir meinen wirklich STEINHART. Man hätte genauso gut auf dem Boden schlafen können. Ist ja auch genau das was man braucht, nach über 7 Stunden Fahrt auf dem Motorrad. Eine steinharte Matratze. Naja. Augen zu und durch. "So kaputt wie wir sind, werden wir trotzdem gut schlafen können." Dachten wir jedenfalls. Doch das war leider nicht der Fall. Die Unterkunft schien noch sehr neu zu sein und die Wände waren SEHR dünn. Die Wände bestanden aus dünnen Holzbrettern. So hörten wir die Geburtstagsparty, als würde sie in unserem Zimmer stattfinden, der laut schnarchende Nachbar und die Chinesin nebenan, die einen starken Hustenanfall hatte.
Dies alles führte dazu, dass wir uns entschieden, die Tour am nächsten Tag zu beenden bzw. durchzufahren. Keine Übernachtung mehr. Wir wollten nur noch zurück.
Tag 2
Durch den Lärmpegel und die harte Matratze haben wir leider alles andere als gut geschlafen und uns tat alles weh. Über Nacht hatte es nicht geregnet und wir waren guter Hoffnung. Wir überlegten gestern Abend noch kurz, ob wir einen Teil der Strecke nochmal zurück fahren sollen, da es laut Karte und Empfehlungen tatsächlich die schönste Strecke gewesen sein soll. Zunächst mussten wir allerdings feststellen, dass unsere Schuhe immer noch klatschnass vom Vortag waren. Leichtsinnig wie wir waren, oder besser gesagt zu optimistisch, traten wir die Reise in unseren Sneakers an. Da wir jedoch sowieso nur FlipFlops und Sneakers dabei haben, kam auch nichts anderes in Frage. Unsere Schuhe waren jedenfalls mehr als nass und die einzige Möglichkeit die uns blieb, war: nach einem Föhn fragen und die Schuhe trocken föhnen. Dauerte natürlich ewig und selbst dann waren sie nicht ganz trocken. Immerhin jedoch besser als davor.
Wir schlüpften in die feuchten Schuhe, packten uns dieses Mal wärmer ein und machten uns nach einem kleinen Frühstück startbereit.
Es nieselte nur ganz leicht, dafür war es aber extrem neblig. Der Nebel kam direkt auf uns zu, aus der Richtung aus der wir gestern kamen, und wurde immer dichter. Wir waren uns sofort einig, dass wir die Strecke nicht nochmal zurück fuhren und entschieden uns für heute bis nach Ha Giang durch zu fahren. Eigentlich hätten wir nochmal einen Zwischenstopp mit Übernachtung gemacht. Nein, Danke. Keine Lust mehr.
So machten wir uns also auf den Weg nach Ha Giang, in der Hoffnung dieses Mal trocken zu bleiben und dennoch schöne Landschaften sehen zu können.
Wer hätte das gedacht. KEIN Regen! Wir sagten uns ca. alle 5 km, wie froh wir darüber sind, dass es nicht regnet und freuten uns. Es war zwar extrem neblig, von der Landschaft sahen wir aber trotzdem genug. Hin und wieder machten wir einen Stop um den Anblick zu genießen. Am schönsten waren die Fahrten durch Täler, durch alte, traditionelle Dörfer. Die Einwohner, vor allem die Kinder, standen mit ihrer bunten, traditionellen Kleidung am Straßenrand und winkten uns freudig zu.
Wir fuhren weiter und weiter, bis sich die Strecke schließlich in 2 verschiedene Richtungen aufsplittete. Links oder rechts? Es gab keine Schilder und unser mobiles Internet funktionierte immer noch nicht. Wir warteten also, in der Hoffnung, dass wir gleich auf andere Touris treffen. Irgendwann kam ein Local auf seinem Roller angefahren. Wir stoppten ihn und fragten ihn nach dem Weg. Auch er konnte kein English, zeigte auf die linke Straße und fuhr diese entlang. Wir waren uns nicht ganz, ob er unsere Frage verstanden hatte. So warteten wir lieber nochmal ab. Nach einigen Minuten kam der nächste Local mit zwei Kindern auf dem Roller. Auch er sagte uns, wir sollen nach links fahren und fuhr selbst diesen Weg entlang. Okay. Wir hatten nun 2 mal dieselbe Aussage. Dann nehmen wir doch einfach die linke Straße.
Gerade als wir los fuhren, sahen wir Touris von der rechten Straße kommend, die den Weg entlang fuhren, von dem wir kamen. War jetzt also doch die rechte Straße die richtige? Ach egal. Wir werden schon irgendwie ankommen. Wir nahmen tatsächlich die linke Straße.
Auf der gesamten Strecke, waren wir die einzigen Menschen. Es zog sich einige Kilometer und wir genossen die wunderschönen Landschaften. Herrlich!
Immer noch freuten wir uns darüber, dass es den ganzen Tag nicht regnete. Doch dafür wurden wir anderweitig überrascht. Die Strecke, bzw. die halbwegs gut geteerte Straße, endete irgendwann in einem kilometerlangem Matschloch. Verdammt. Wir mussten da durch. So viel Matsch hatten wir zuvor noch nie gesehen.. Wir rutschten quasi durch den Matsch durch und mussten immer wieder aufpassen, dass wir nicht umkippten oder stecken blieben. Die Stimmung war sehr angespannt. Simon regte sich immer mehr darüber auf, während Jana versuchte ihn zu beruhigen. Jedes Mal wenn wir dachten, wir haben es gleich geschafft, mussten wir feststellen, dass es sich noch weiter zog. Wir waren ziemlich genervt. Noch schlimmer als gestern und wir kamen nur schleichend vorwärts. Eigentlich macht so ein Matschloch zwischendurch ja mal ganz Spaß und sorgt für Action. Aber so lange? Das macht wirklich keinen Spaß mehr. Es wurde nur noch geflucht..
Jedenfalls hatten wir somit das Schlimmste hinter uns. Wir hatten nur noch ca. 2 Stunden Fahrt vor uns. Kurz darauf kamen wir sogar wieder auf die Strecke, auf der wir gestern starteten. Tolles Gefühl! Mit der tollen Aussicht war jetzt leider vorbei. Wir freuten uns jedoch viel mehr auf die Unterkunft und ein Bett mit einer relativ weichen Matratze.
Versteht uns bitte nicht falsch. Der Ha Giang Loop ist nach wie vor ein MUSS und wir empfehlen diesen auf jeden Fall weiter! Auch wenn wir leider etwas Pech hatten, war die Landschaft der absolute Hammer. Wir würden allerdings empfehlen, den Ha Giang Loop anzutreten, ohne irgendwelche Stops einzuplanen oder Unterkünfte zu buchen. Man sollte fahren, bis man keine Lust mehr hat und sich dann etwas suchen. Den Loop innerhalb von 2 Tagen durchzubrettern ist absoluter Schwachsinn. Für uns war es wegen des Wetters allerdings das Richtige. Normalerweise ist der Oktober die beste Zeit für den Loop, da dort die Trockenzeit beginnt. Zu unserem Pech jedoch, wurde Nord-Vietnam von einem Monsun überrascht.
Leute, wenn ihr nach Vietnam reist: nehmt euch die Zeit für den Loop. Es ist trotz unserer kleinen Pechsträhne atemberaubend! Wir sind uns sicher, dass wir ganz bald darüber lachen können und nur noch das Positive des Loops sehen.
Die schönsten Ausschnitte, haben wir hier in einem Video für euch zusammengestellt. Wie bereits erwähnt, sieht es auf Bildern und Videos, für uns, nie so schön aus wie in der Realität. Wir möchten euch trotzdem daran Teil haben lassen und hoffen, dass es euch gefällt.
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