Ein kleines Stück Heimat
Nach unserem Aufenthalt in "Kata Beach" bewegten wir uns weiter Richtung Süden nach "Rawai Beach".
Wir fanden eine super tolle Unterkunft, die etwas abgelegen war und beschlossen die nächsten 4 Nächte dort zu verbringen.
Die Zeit nutzten wir für eine "kleine Auszeit", bei der wir uns unter anderem über unsere Reise unterhielten, ein Buch lasen, Simon lernte Spanisch, Jana bearbeitete Bilder und malte.
Wir stellten fest, dass so eine "kleine Auszeit" auch gefährlich werden kann. Man hat Zeit nachzudenken. So passierte es, dass einer von uns Heimweh bekam.
Es sind nicht nur die Familie, Freunde und das Essen, das man vermisst. Es sind vielmehr die alltäglichen Dinge, die einem Zuhause so selbstverständlich erscheinen. Zuhause besitzt man einen eigenen Kühlschrank, der gefüllt ist mit sämtlichen Produkten, Obst und Gemüse aus dem Supermarkt. Der Supermarkt, den man kennt und weiß wo man welche Lebensmittel findet, welche Lebensmittel man bevorzugt. Das Lieblingsessen mit den Lieblingszutaten, was man sich jederzeit kochen kann. Das eigene Bett, der eigene Kleiderschrank, das eigene Badezimmer. Die Wohnung, das Zuhause, das man sich so einrichtet, wie man sich wohl fühlt. Das Eigene. Sogar der Haushalt bzw. die Hausarbeit fehlt einem. Verrückt oder? Das Spazieren oder Einkaufen gehen, wobei man auf bekannte Gesichter trifft und einen Small-Talk führt. Die Landschaften, die einem vertraut sind, das Treffen mit Freunden und Familie, die man sehen kann, sobald man das Bedürfnis hat.
All das scheint einem so selbstverständlich. Wir wissen das durch unsere Reise nach fast 5 Monaten zu schätzen und sehnen uns danach. Wir hören immer wieder von anderen, wie sehr sie uns beneiden, wie schön wir es doch haben. Man möchte immer das, was man nicht hat.
Ja, wir haben uns für diese Reise entschieden und uns somit einen Lebenstraum verwirklicht. Eine Reise ohne Rückreisedatum. Aber sind wir jetzt schon am Ende angelangt?
Wir haben uns lange darüber unterhalten. Es ist normal und war nur eine Frage der Zeit, wann dieser Moment kommen würde. Man traut sich auch erst nicht, das Thema anzusprechen. Jana hat es dann aber doch getan. Wir führten lange und intensive Gespräche. Pro und Contra. Wir stellten fest, dass es an der "kleinen Auszeit" gelegen haben muss. Man ist nicht beschäftigt, entdeckt nichts Neues und denkt zu viel nach. Es wird Zeit wieder mehr zu erleben, auf andere Menschen zu treffen. Manchmal reicht eine Sehenswürdigkeit aus, die einen so überwältigt, damit die "Abenteuerlust" zurückkehrt.
Für den Abend suchte Simon auf "TripAdvisor" nach einem guten Restaurant und fand tatsächlich ein deutsches Lokal. Volltreffer! Genau das Richtige für so einen Tag. Wir machten uns auf den Weg und waren absolut begeistert. Da hatten wir unser "kleines Stück Heimat". Die Speisekarte war überfüllt mit deutschen Gerichten, wie Schweinebraten mit Kartoffelbrei und Rotkraut, Haxen, Schnitzel, Nürnberger, Bratwurst, Kroketten, Bratkartoffeln... Beim Anblick der Speisekarte bekam Jana glasige Augen. Die Tische neben uns waren besetzt von weiteren Deutschen, die sich auf bayrisch unterhielten. Genau das hatten wir gebraucht, alle beide. Nach fast 5 Monaten endlich mal wieder deutsche Küche!
Am nächsten Tag lernten wir einen Kanadier, Shaggy, aus unserer Unterkunft kennen. Wir unterhielten uns eine Weile und er kam plötzlich auf die "deutsche Küche". Er erzählte uns von einem anderen deutschen Restaurant namens "Stammtisch". Dort soll es die besten Schnitzel geben. Wir spitzten die Ohren. So verabredeten wir uns für den Abend zum "Schnitzel-Essen".
Den Mittag verbrachten wir mit einem kleinen Roadtrip zum Strand. Auf dem Weg fuhren wir an einem kleinen See vorbei, an dem unzählige Fichten wuchsen. In Thailand? Das hätte auch eine kleine Version des Titisees sein können. Wieder ein Stück Heimat.
"Ready for Schnitzel?", fragte uns Shaggy, als wir zurück zur Unterkunft kamen.
Wir lernten seinen Freund Lary, dessen Frau Pim und Larys Bruder Jeff kennen. Diese waren ebenfalls "ready for Schnitzel" und wir machten uns gemeinsam auf den Weg. Lary wohnt bereits seit 9 Jahren auf Phuket und ist damals aus Kanada ausgewandert. Seinen Bruder, Jeff, hat es ebenfalls vor 2 Monaten hierher verschlagen. So verbrachten wir den Abend zunächst im "Stammtisch" mit gutem, deutschen Essen. Simon gönnte sich Nürnberger mit Bratkartoffeln und Sauerkraut, der Rest von uns bestellte sich ein "Megaschnitzel" (220 Gramm) mit Bratkartoffeln. Es schmeckte tatsächlich wie in Deutschland. Unglaublich!
Anschließend gingen wir gemeinsam in eine Bar, unterhielten uns stundenlang, spielten Karten und hatten einen unglaublich schönen Abend!
Die Reise abbrechen?
Auf gar keinen Fall! Es gibt Momente, da würde man am Liebsten zurück fliegen. Aber wie oft macht man eine solche Reise? Sicher nicht mehrmals. Unsere Zeit ist jetzt. Wir würden es bereuen, nach Hause zu fliegen. Bereuen, nicht alles gesehen zu haben was wir uns vorgenommen haben. Abbrechen können wir jeder Zeit. Nochmal los reisen? Vermutlich nicht mehr.
Wir reisen weiter und genießen es. In den Momenten des Heimwehs können wir uns auf unser nächstes Abenteuer, nach der Reise, freuen. Wenn wir wieder Zuhause sind und uns alles wieder aufbauen. Ist doch auch ein schönes Gefühl, dass man sich auf etwas nach der Reise freuen kann.
Den nächsten Tag verbrachten wir mit Shaggy. Wir fuhren gemeinsam an einen Strand, der zum Schnorcheln perfekt geeignet ist. Direkt am Strand steht ein riesiger Felsen, an dem sich ein Korallenriff befindet. So konnten wir, ohne extrem weit hinaus zu schwimmen, einmal um diesen Felsen herum schnorcheln. Es war wunderschön!
Abends gönnten wir uns noch einmal die deutsche Küche. Der Stammtisch hatte leider geschlossen, also gingen wir in das deutsche Restaurant, bei dem wir das erste Mal waren. So bekam Jana ihr Schnitzel mit Bratkartoffeln und Simon Fleischkäs mit Spiegelei und Bratkartoffeln. Ein Traum!
Mit Shaggy tauschten wir unsere Kontaktdaten aus. Mal wieder entstand eine Freundschaft. Wir hoffen so sehr ihn irgendwann wieder zu sehen. Außerdem hatte er uns angeboten, ihn in Kanada besuchen zu kommen. Wunderbar! 😊👌
Kommentar schreiben
Ela (Mittwoch, 27 November 2019 08:51)
...und es gibt tatsächlich mal einen Zeitpunkt im Leben, wo man die DEUTSCHE KÜCHE vermisst?? ;-))) Haha, ist sicherlich auch eine interessante Erfahrung - aber das gehört wohl alles zum Reisepaket dazu! Wünsche euch noch viele coole Abenteuer - und wenn ihr wieder im good old Black Forest seid: My doors are open! ;-)