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Lombok - was für ein Leben

another shitty day in paradise


Es gibt Tage, an denen das Reisen so stark zur Gewohnheit wird, dass man gar nicht mehr realisiert, was wir eigentlich gerade tun. Dann gibt es die Tage, an denen wir es voll und ganz zu schätzen wissen, uns anschauen und sagen: "Was führen wir denn eigentlich gerade für ein absolut geiles Leben?!" 

Während man in Deutschland immer noch auf den eigentlichen Winter wartet, oder sogar schon auf den Frühling hofft, haben wir jeden Tag Hochsommer. Für uns perfekt, da wir beide keinen Wintersport treiben.

Wir können unseren Tag gestalten, wie wir wollen. Verpflichtungen? Gar keine. Wir leben in den Tag hinein und machen das, worauf wir Lust haben. Sei es ein entspannter Tag am Strand oder Pool, schnorcheln, ein Buch lesen oder die Gegend mit dem Roller erkunden. Morgens wachen wir auf und genießen zunächst ein Frühstück mit leckerem Tee oder Kaffee am Strand und haben das Meeresrauschen als Hintergrundmusik. Was will man mehr? 

Heute morgen trafen wir auf eine Holländerin, mittleren Alters, aus unserer Unterkunft. Sie starrte auf das Meer und als sie uns sah sagte sie trocken: "another shitty day in paradise." 


Es ist wirklich das Paradies! Vor allem die wunderschöne Insel Lombok! Lombok hat es uns richtig angetan. Während Bali total überfüllt mit Touristen ist, hat man auf Lombok viel mehr Ruhe und lernt unzählige Locals kennen. Die Leute hier sind so offen, freundlich und hilfsbereit ohne einem etwas verkaufen zu wollen. Dies haben wir besonders in den letzten Tage bemerkt. 


Jana verspürte starke Lust, etwas "Handwerkliches" zu machen. Sie interessiert sich für "Makramee", was sie nun schon öfter in Indonesien gesehen hatte. Eine Art "knüpfen" von Wandteppichen, Schlüsselanhängern und ähnliches. Wo bekommt man nun aber den Stoff oder Wolle für so etwas her? In Senggigi entdeckten wir einen Kunstmarkt und fuhren mit dem Roller dorthin. Ein kleiner gemütlicher Markt, der direkt am Strand lag. Wir liefen durch die verschiedenen Stände und fragten nach "Wolle". Uns wurde sofort weitergeholfen und einer der Mitarbeiter lief mit uns zu einem anderen Stand. Es dauerte nicht lange und wir waren von vier Männern umzingelt, die jeweils auf dem Markt ihr Kunstwerk verkauften. Sie zeigten uns zunächst Nähfäden in verschiedenen Farben, doch die waren leider viel zu dünn. Jana erklärte ihnen, was sie mit der Wolle vor habe und die Männer fassten sich an den Kopf "ohhhhhhhh"! Leider wurde auf dem Markt keine Wolle verkauft, doch die Männer standen alle beisammen und grübelten minutenlang, wie wir an Wolle kommen könnten. Irgendwann fiel ihnen ein, dass es in der Stadt Mataram zwei Märkte gibt, auf denen wir schauen könnten. Sie beschrieben uns den Weg und erklärten uns auch, dass die Locals dort leider kein Wort Englisch sprechen und dass es so eben schwierig werden könnte sich zu verständigen. Wir unterhielten uns noch eine Weile über Lombok und verschiedene Destinationen. Die Männer versuchten nicht einmal uns etwas zu verkaufen und waren nicht aufdringlich sondern absolut freundlich und hilfsbereit. 

Für uns ging es also weiter Richtung Mataram, nach Ampena. Dort fanden wir sofort den "traditionellen Markt". Schon beim ersten Blick erkannten wir, dass wir dort keine Wolle finden würden. Dennoch wollten wir einmal durch laufen wenn wir schon da waren. Auf dem gesamten Markt gab es Lebensmittel aller Art. Gemüse, Obst, Fisch und Fleisch. Natürlich wurden wir angestarrt, als kämen wir von einem anderen Planeten. Wir waren die einzigen Touristen auf dem Markt und die Locals fragten sich vermutlich, ob wir uns verlaufen hatten. Wir hielten es nicht all zu lange auf dem Markt aus, da es fürchterlich stank. Von dem Boden war kaum etwas zu sehen, da überall Müll herum lag. Das offene Fleisch, das den ganzen Tag der Hitze ausgesetzt war, war zudem komplett mit Fliegen bedeckt. Zwischen den Ständen war der Gang so schmal, dass man durch den ganzen Müll auf dem Boden richtige Schwierigkeiten hatte durch zu kommen. Unsere Mägen drehten sich um und wir versuchten so schnell wie möglich raus zu kommen. Schnell zum Roller und weiter zum nächsten Markt. 

So ging es weiter nach "Cakranegara", ein Stadtteil von Mataram. In einer abgelegenen Straße entdeckten wir dann den nächsten Markt. Dort sah es schon um einiges besser aus! Zunächst entdeckten wir normale Geschäfte, in denen Kleidung verkauft wurde. Wir fragten eine Verkäuferin, wo wir "Wolle" kaufen könnten. Sie war sehr verlegen, da sie kein Wort Englisch sprach und entschuldigte sich. Es kam schon so oft vor, dass sich Locals bei uns entschuldigten wenn sie kein Englisch oder nur schlecht Englisch konnten. Unsere Reaktion darauf, ist jedes Mal dieselbe: "No worries, we don't speak indonesian and we are in your country!" 

Die Verkäuferin hatte verstanden was wir suchten und deutete auf einen Laden auf der anderen Straßenseite. Wir bedankten uns mit "Terima Kasih" (Dankeschön auf indonesisch) und liefen zu dem besagten Laden. Na wer sagt's denn! Ein Laden, der mit Wolle in den unterschiedlichsten Farben ausgestattet war! Als wir den Laden betraten wurden wir auch hier wieder angestarrt, als wären wie Aliens. Keiner der Mitarbeiter sprach Englisch und wir versuchten uns mit Hand und Fuß zu verständigen. Es war lustig! Auch die Mitarbeiter lachten und waren teilweise verlegen. Jana kaufte ordentlich ein, da eine Wolle umgerechnet 20 Cent kostete. Die Mitarbeiter bedankten sich herzlich für den "Großeinkauf" und wir machten uns auf den Rückweg.

In den letzten Tagen war es auf Lombok so unerträglich heiß, dass man selbst auf dem Roller keinen kühlen Fahrtwind abbekam. Die Luft war stickig und heiß, so hieß es für uns: zurück zur Unterkunft und erst einmal "abkühlen im Pool und Meer". 

Warung Buana


Auf "TripAdvisor" entdeckten wir ein Lokal, das auf Platz 1 der Restaurants in Senggigi ist. Mit dem Roller machten wir uns auf den Weg dorthin und ahnten noch nicht, dass wir viele weitere Abende dort verbringen würden.

Zunächst hatten wir Schwierigkeiten das Restaurant namens "Warung Buana" zu finden. Sicher fuhren wir 3 mal daran vorbei. Irgendwann stand ein Local auf der Straße und rief: "Hey! Warung Buana?"

Sofort hielten wir an und waren überrascht. Von außen sah das Restaurant sehr unscheinbar und klein aus. Wir parkten unseren Roller und wurden herzlich begrüßt. Laut den Bewertungen, soll es hier die beste Pizza in ganz Indonesien geben! Das ließen wir uns nicht entgehen und bestellten uns eine. Wir wurden absolut nicht enttäuscht, denn die Pizza war hervorragend! Wir unterhielten uns den ganzen Abend mit den Mitarbeitern. Sie erklärten uns, dass die meisten Restaurants den Mitarbeitern verbieten mit den Gästen zu reden. So etwas finden wir sehr schade, denn wir freuen uns über jeden Menschen den wir kennenlernen. Und wie kann man ein Land besser kennenlernen, als durch die Einheimischen. Der Mitarbeiter, Adi, unterhielt sich am längsten mit uns. Er erzählte uns, dass er gerne Urlaub in Deutschland machen würde. Am besten im Winter, denn er möchte "weiß" werden. Wir lachten darüber. Adi erklärte uns, dass man in Asien als reich gilt, wenn man weiß ist. Das hatten wir schon öfter gehört. Verrückt. Er erzählte uns, dass er in einem Haus am Strand lebt, welches keine Wände hat. Das Haus hat lediglich ein Dach und ist somit offen und für jeden zugänglich. Er möchte das allerdings so. Irgendwann zeigte er uns Armbänder, die er selbst herstellt. Adi schenkte uns ein Armband nach dem anderen und wir sagten ihm, dass er diese doch lieber verkaufen soll. Daraufhin erklärte er uns, dass er diese nicht verkauft. Es macht ihm Spaß Armbänder zu machen und er verschenkt sie gerne an Leute, die er mag.

Wir verbrachten viele Abende im "Buana" und lernten immer wieder neue Leute kennen.

Wir trafen auf den Indonesier Sam, welcher seit Jahren leidenschaftlicher Taucher ist. Er berichtete, dass es ihm zu Beginn des Tauchkurses genau so ging wie Jana. Er hatte Angst vor der Tiefe und der Wassermenge und brach den Tauchkurs ab. Heute ist er Dive-Master und organisiert jeden Freitag mit anderen Tauchern eine "Säuberung" im Meer. Die Taucher befreien zusammen das Meer und den Strand vom Müll. Sam bastelt aus dem Plastik richtig tolle Sachen! Er hat uns einen Aschenbecher geschenkt, den er aus einer Plastikflasche gemacht hat. Außerdem bastelt er auch Handtaschen, Ketten und vieles mehr aus Plastik. Diese verschenkt er, genauso wie Adi, an andere Leute.

Wir lernten June kennen. June zeigte uns einen "Magic Trick" nach dem anderen. Es war wirklich unterhaltsam! Wir unterhielten uns eine ganze Weile und er erzählte uns, dass er nicht weiß, wann er Geburtstag hat. Er kennt sein Geburtsjahr, jedoch nicht den Monat und den Tag. Seine Eltern konnten damals weder lesen noch schreiben und da er Zuhause ohne ärztliche Hilfe geboren wurde, wurde dies nicht dokumentiert. So etwas haben wir auch noch nie gehört. In seinem Ausweis wurde vermutlich irgendein Datum festgelegt, wir hatten jedoch nicht nachgefragt.

Generell berichteten uns die Locals über die schweren Erdbeben auf Lombok. Das letzte große Erdbeben war im August 2018. Es wurden unzählige Häuser der Locals zerstört. Sie berichteten uns, wie hart es war und wie groß die Angst war. Für uns kaum vorstellbar... 

Aschenbecher aus einer Plastikflasche
Aschenbecher aus einer Plastikflasche

what else


Die letzten Tage verbrachten wir außerdem wieder mit Roadtrips ohne Plan. Wir fuhren drauf los und entdeckten so viele kleine Dörfchen, in denen kaum Touristen vorbei kommen. Jedes Dorf, egal wie klein, ist im Besitz einer Moschee. In jedem Dorf hörten wir den Muezzin, der die Muslime zum Gebet in die Moschee aufrief. Dabei kamen uns unzählige Muslime auf den Straßen entgegen, die alle in Richtung Moschee liefen. 

Während Bali überwiegend hinduistisch geprägt ist, sind die Inseln Java und Lombok viel mehr muslimisch. Dementsprechend sollte man sich natürlich auch kleiden wenn man sich außerhalb der Unterkunft befindet. Für uns hieß es dann jedes Mal: lange Hose / Rock oder Sarong mit T-Shirt. 

Wir fuhren durch einen "monkey forest" und sahen unzählige Affen am Straßenrand sitzen. Wo es uns gefiel, hielten wir an und schauten uns um. Mittags wurde es dann immer wieder so heiß, dass wir den Rest des Tages am Pool verbrachten. Baden, Relaxen, Lesen und die Technik des Makramee erlernen.

Wir genossen jeden Abend einen herrlichen Sonnenuntergang. An einem Tag war die Sicht so klar, dass wir sogar den "Agung Vulkan", welcher auf Bali steht, sehen konnten.

Wenn es dunkel war, machten wir es uns am Strand gemütlich und betrachteten den atemberaubenden Sternenhimmel. 

Was für ein Leben... 

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